Donnerstag, 12. August 2010

Roadtrip auf der Garden Route und der Route 62

In Südafrika gibt es einen Frauentag. Dieser liegt zwar auf einem anderen Datum, als der internationale Frauentag, dafür ist er aber auch ein nationaler Feiertag. Gut für uns, dass er diesmal auf einen Montag fiel, denn in Kombination mit einem frei genommenen Freitag ergibt sich so ein verlängertes Wochenende. Zeit mal wieder aus Kapstadt rauszukommen. Zu diesem Zwecke wurde sich recht günstig ein Auto gemietet und schon ging es bereits Donnerstag nach getaner Arbeit auf den Highway N2 in Richtung Osten. Der Sonnenuntergang hinter dem Horizont der Townships verhieß Gutes: Der Roadtrip konnte beginnen.

Unsere erste Station war Mossel Bay, wo wir in einer zum Backpackerhostel umfunktionierten Bahn mit Strandblick unsere erste Herberge fanden. 

Tag 1: Mossel Bay - Wilderness - Buffelsbaai - Knysna 
In Mossel Bay geht der spannende Teil der Garden Route eigentlich erst los. Durch eine unglaublich reiche Vegetation (daher auch der Name der Route) aus Urwäldern und Fynbos führt die N2 hier durch hügelige Landschaften und macht immer mal wieder Abstecher an den Indischen Ozean. Die Strände und das türkise Meer, gerade um Wilderness und Buffelsbaai, sehen einfach zu verlockend aus, um bei Sonnenschein und gefühlten 27 Grad (im Winter?!) nicht spontan reinzuspringen. Schön, aber auch schön kalt. Hier und auch an den anderen Tagen können wir fast von jedem "Oceanview" und Strand aus Wale beobachten. 
Ein paar Strände und Urwaldhikes später landen wir dann im Lagunen-Städtchen Knysna (sprich: "Naissnä", oder auch "Nice, ne?")

  
Tag 2: Knysna - Tsitsikamma - Stormsriver
Nur schwer können wir uns von den Fish & Chips in Knysna losreissen. Vielleicht liegt es auch am vorherigen Abend oder an den Startproblemen mit unserem Gefährt (siehe vorletzter Absatz). Mit etwas Verspätung geht es jedenfalls weiter, durch die Lagunenlandschaft um Knysna und danach in den Knysna Elephant Park, wo man den grauen Riesen auf die ledrige Pelle rücken kann. Wirklich nette Tiere, und so entspannt. Es sei denn sie wittern Futter oder Gefahr für den Nachwuchs...
Mit Beginn der Tsitsikamma ändert sich die Landschaft nochmal völlig. Man fährt durch eine endlose Waldebene, nicht weit entfernt erheben sich Berge... und auf einmal tut sich ohne Vorwarnung ein tiefer Spalt auf,  weit über 200 Meter geht es steil nach unten. Die Bloukrans Bridge hier ist daher der idealle Ort für den höchsten Bungee Jump der Welt. Schon beim Zugucken kribbelt's ordentlich...
Etwas weiter, im Dorf Stormsriver, finden wir eine nette Herberge. Der Ort scheint eigentlich nur aus dem Grund zu bestehen, Anlauf- und Aufenthaltspunkt für Besucher mit einer Affinität zu Abenteuer- und Extremsport zu sein.  


Tag 3: Stormsriver - St. Francis Cape - Oudtshoorn
Wer was erleben will muss früh raus: Ana-Isa und JB konnten es dann doch nicht nur beim Zugucken belassen und sind in der Früh zur Brücke zurückgefahren. Ein paar Sekunden mit einer vollen Dröhnung aus verschiedensten extremen Emotionen auf einmal, und der Tag hat für beide schon mal gut angefangen. Jeder bräuchte so einen Bungeesprung im Hinterhof: wenn's mal nicht läuft, man morgens schwer in Tritt kommt, man keinen Bock auf Uni oder Arbeit hat - schnell einmal springen und man ist aber sowas von frisch!
Ich für meinen Teil habe dieses Erlebnis erstmal verschoben und mich dafür auf eine kleine Stahlseilbahn-Tour in den Baumwipfeln des Urwalds aufgemacht. Ist auch schön, wenn auch bei weitem weniger aufregend als der höchste Bungeesprung der Welt.
Mit diesen Erlebnissen geht es dann erstmal an den Strand, denn das Wetter ist prächtig, auch wenn sich das im Laufe des Tages dann ändert. Später, mittlerweile im Regen verlassen wir die N2 Richtung Norden auf die "Scenic Route 62", wo wir fast völlig einsam durch die "Prärie" fahren. Die Landschaft ist tatsächlich "scenic" und sieht durch den Wechsel aus Regen, Sonne und Wolken immer wieder auf eine ander Art und Weise interessant aus. 
Am Abend erreichen wir Oudtshoorn, die selbsternannte Straußenwelthauptstadt.


Tag 4: Oudsthoorn - Cango Caves - Cape Town
Das Wetter ist ähnlich wechselhaft und recht frisch dazu. In der Ferne kann man sehen, dass auf den Berggifeln Schnee liegt. Es ist nämlich doch Winter. Machen wir also etwas drinnen. Da aber die Herberge nicht besonders spannend ist, begeben wir uns lieber zu den Cango Caves einige Kilometer weiter. Viermal die "Adventure-Tour" gebucht und schon geht es hinein in die mollig warme, riesige und spektakuläre Tropfsteinhöhle. Der Unterschied zur "Standart-Tour" besteht nicht nur darin, dass man viel mehr von der Höhle sehen kann, sondern auch darin (um eben mehr von der Höhle sehen zu können) sich durch enge Passagen, Tunnel und Spalten quetschen, ziehen und robben zu müssen. Da gibt es dann zum Beispiel den "Love Tunnel" ("Because you get hugs and squeezes from all sides") den "Devil's Chimney" oder die "Letterbox", eine nur 27cm grosse Spalte, aus der man kopfüber in eine dahinterliegende Kammer hineinrutscht. Ganz sicher nix für beleibtere Menschen - es hat schon peinliche Zwischenfälle gegeben - und schon gar nix für Klaustrophobiker.
Vorbei an Straußenfarmen und der wunderschönen Landschaft der "Klein Karoo" geht es dann langsam aber sicher wieder zurück nach Observatory, Cape Town.


Unser kleiner Mietwagen, ein nicht ganz so neuer Toyota Tazz, den es nur in Südafrika gibt, hatte nach dem Trip 1600km mehr auf der Uhr, dafür aber eine Radkappe weniger, einen Brandfleck im Dachpolster und einen Steinschlag in der Windschutzscheibe. Die Radkappe haben wir ersetzen können. Und der selbstverschuldete professionelle Einbruch, nachdem jemand die Schlüssel im Auto eingeschlossen hatte, hinterließ glücklicherweise keine Spuren.
...bis jetzt hat sich die Autovermietung noch nicht gemeldet und ich gehe davon aus, dass die Kaution wieder auf meine Kreditkarte zurückgebucht wird...

Es war ein wirklich toller Ausflug und auf jedenfall ein Muss für jeden Südafrika-Reisenden. Abwechslungsreich, wunderschön, natürlich, abenteurreich und zu dieser Jahreszeit fast schon einsam. Hier kann die Route GoogleMaps-technisch auch nochmal nachverfolgt werden (nicht jede einzelne Station ist eingezeichnet).

1 Kommentar:

  1. Hallo, Roman,wir lesen mit Freude, aber auch ein wenig mit einem mulmigen Gefühl, in was für Abenteuer du dich da manchmal reinbegibst. Aber wir vertrauen auf deine Vernunft
    Wir wünschen dir weitere schöne Unternehmungen.
    Gruß Oma u.Opa

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